Mit Glückshormonen zur Vertrauenskultur
Happy Employee … Happy Company
Egal wie gross oder klein eine Veränderung ist, sie bedeutet die gewohnte Komfortzone zu verlassen und ist oft mit Unsicherheit oder gar Angst verbunden. In Organisationen sind Führungskräfte somit gefordert, einen sicheren Rahmen für Veränderung zu schaffen. Eine Kultur des Vertrauens muss etabliert werden. Eine Vertrauenskultur können wir jedoch nicht anordnen, wir können nur Rahmenbedingungen schaffen, welche vertrauensvolle Beziehungen ermöglichen, fördern und festigen.
Um zu verstehen, wie wir verlässliche Beziehungen aufbauen, lohnt sich ein Blick in unser Gehirn und auf unsere sogenannten Glückshormone. Immer, wenn unsere emotionalen Grundbedürfnisse nach Status, Zugehörigkeit, Autonomie, Verbundenheit oder Fairness erfüllt werden, schüttet der Körper Glückshormone aus und wir empfinden ein Gefühl von Zufriedenheit, Glück, innerer Ruhe und Gelassenheit. Werden sie jedoch verletzt, spüren wir Schmerz, ausgelöst durch die Stresshormone Adrenalin und Cortisol.
Unsere selbstlosen Glückshormone
Die egoistischen Glückshormone Endorphin und Dopamin kann ich mir jederzeit ohne andere Menschen holen: ich gönne mir ein feines Essen, mache Sport oder erledige Aufgaben auf meiner Pendenzenliste. Sie sind wichtig in der Führung, um das Vorankommen und die Zielerreichung zu sichern. Neben den egoistischen Hormonen für den kurzen Kick, gibt es die beiden selbstlosen Hormone Serotonin und Oxytocin. Ihre Aufgabe ist, Kooperation und Nachhaltigkeit zu erzeugen, denn deren Spiegel baut sich auf, hält an und sorgt so für die Balance.
Serotonin und Oxytocin waren zu Urzeiten entscheidend für unser Überleben. Anderen zu helfen und das Vorankommen abzusichern war lebensnotwendig für die Gemeinschaft. In unseren entwickelten Nationen ist unser Überleben nicht mehr von Anderen abhängig. Wir laufen Gefahr, uns zu unabhängigen Individualisten zu entwickeln. Wir brauchen niemanden … oder doch? Um glücklich und erfüllt zu sein, helfen uns nicht „Dinge“ sondern ausschließlich andere Menschen.
Serotonin ist jenes Hormon, welches das Band zwischen Eltern und Kindern, Chef und Mitarbeitenden stärkt. Dieses Gefühl von, mein Chef ist stolz auf mich bzw. ich bin stolz meinen Mitarbeitenden, fühlt sich einfach gut an. Bei diesem Gefühl „stolz zu machen“ und „stolz zu sein“ werden sowohl Vorgesetzte als auch Mitarbeitende durchflutet von Serotonin.
Serotonin, das Leadership Hormon
Anerkennung von anderen ist wichtig für unser Selbstbewusstsein, sei es von unseren Eltern, unseren Lehrern, unseren Vorgesetzten, Freunden, etc. Wenn wir für eine Leistung vor versammeltem Publikum gelobt werden, fühlen wir uns toll und selbstbewusst!
Führungskräfte sind aufgrund ihrer Position/Rolle mit mehr Macht und Einfluss ausgestattet. Dass mit einer höheren Position auch gewisse Vorzüge und Statussymbole einhergehen, ist für uns in Ordnung. Im Gegenzug müssen Führungskräfte Verantwortung für ihre Mitarbeitenden übernehmen. Sprich, wenn Gefahr droht, geht es darum, selbst Opfer zu bringen und nicht einfach andere in meinem Verantwortungsbereich zu opfern. Führungspersönlichkeit zu sein heisst, dass ich vorher meine Ziele, Vorteile oder Zahlen opfere, bevor ich meine Mitarbeitenden opfere. Vergleichbar mit der Rolle Elternteil zu sein. Oder würden wir unser Kind feuern, nur weil das letzte Jahr nicht besonders gut lief?
Bin ich als Führungskraft bereit, eigene Opfer zu bringen, um andere, für die ich verantwortlich bin, zu retten? Wenn Mitarbeitende das Gefühl haben, ihre Führungskraft stellt voll und ganz hinter ihnen und setzt sich im Notfall für sie ein, dann sind sie bereit, sich auch mit allen Kräften für den Erfolg der Führungskraft einzusetzen. Hier kommt das Glückshormon Oxytocin ins Spiel.
Oxytocin verbindet
Was zeichnet Beziehungen oder Freundschaften aus? Es ist das immer tiefer werdende Gefühl von Vertrauen und Zuneigung. Wir freuen uns darauf, Zeit mit Menschen zu verbringen, die wir mögen und dabei spielt es keine grosse Rolle, was wir tun. Es geht um die Präsenz von Menschen, denen wir uns nahe fühlen. Das Gefühl von Zusammengehörigkeit.
Wir wissen, dass Zugehörigkeit nicht an einem Tag entsteht, sehr wahrscheinlich auch nicht in einer Woche. Aber was, wenn ich nach zwei Jahren immer noch nicht weiss, ob ich meinen Partner, meine Partnerin liebe? Dann würde etwas nicht stimmen, oder? Also eine Zeitspanne zwischen einer Woche und zwei Jahren dauert es, bis sich Vertrauen aufbaut, bis wir jemanden lieben. Es sind die vielen kleinen Dinge, die wir füreinander machen. Füreinander da sein und die Wiederholung der vielen kleinen Dinge. Denn Zeit und Energie gelten in unserer heutigen Zeit als höchstes Gut. Davon hat jeder von uns gleich viel. Geld lässt sich wieder verdienen – aber die Zeit, die ich mir für jemanden nehme, ist weg. Darum schätzen wir es auch, wenn Führungskräfte sich Zeit für uns nehmen.
Wenn wir jemandem helfen, erhalten wir eine Ausschüttung des Glückshormons Oxytocin. Und nicht nur wir – auch die Person, die unsere Hilfe empfängt. Und das Beste ist, dass (Augen-)Zeugen einer guten Tat ebenfalls eine Ausschüttung von Oxytocin erhalten. Und wie bei Serotonin führt es dazu, dass es animiert, mehr davon zu produzieren. Wir wollen es wiederholen, weil es ansteckend wirkt.
Bezogen auf Organisationen können wir ableiten, dass gegenseitige Hilfsbereitschaft, kollegiale Unterstützung, im Team füreinander da sein und eine interne Servicekultur zu immer engerer Bindung führt. Dabei ist es essenziell, dass dies regelmässig passiert und nicht nur in Ausnahmesituationen. So bauen wir Vertrauen zueinander auf, was die Basis für echte und produktive Kooperation ist. Und nur in einem vertrauensvollen Umfeld kann man voneinander Lernen, teilt Ideen, verbindet Wissen und schafft Innovation.
Fazit
Mitarbeitende geben am Arbeitsplatz ihr Bestes und liefern gute Arbeit ab, damit die Führungskraft oder die Kunden stolz auf sie sind. Wenn das Lob oder die Wertschätzung jedoch ausbleiben, werden sie irgendwann aufhören, sich anzustrengen. Aufgabe der Führung ist es somit, Mitarbeitende zu fordern, fördern und Anerkennung zu geben. So baut sich der Serotonin-Level auf und wir sind entspannter und selbstbewusster. Gleichzeitig dämpft Serotonin eine ganze Reihe anderer Gefühlszustände wie Angst, Aggressivität und Kummer.
Oxytocin ist massgebend für das Gefühl von Verbundenheit und nachhaltiges Wohlbefinden. Und es ist einfach zu bekommen: Verbringe Zeit mit deinen Mitarbeitenden, interessiere dich für sie, höre empathisch zu und biete deine Unterstützung an. Serotonin und Oxytocin erzeugen Kooperation und sind essenziell um eine Vertrauenskultur zu schaffen.