Neue Lernkultur: raus aus der Komfortzone
Neue Lernkultur: raus aus der Komfortzone
In Gesprächen mit Unternehmensleitungen und Führungskräften rund um das Thema Digitalisierung steht über kurz oder lang die Frage im Raum „und wie schaffen wir es, die Mitarbeitenden für diesen Wandel fit zu machen?“. „Wie schaffen wir eine neue Lernkultur … raus aus der Komfortzone, rein in die Entwicklungszone?“.
Und dann sind wir bei einer uns allen nur zu bekannten und immer wieder bestätigten Realität, dass der Mensch ein Gewohnheitstier ist und sich oft schwer tut mit Veränderungen. Der digitale Wandel zwingt uns aber, uns auf allen Ebenen der Veränderung zu stellen – digital geht nicht mehr weg. Überleben werden nicht die Stärksten, sondern wie Darwin schon sagte – survival of the fittest – die Anpassungsfähigsten.
Warum tun wir uns schwer mit Veränderungen?
Mir hat die Beschäftigung mit unserem Hirn und die Auseinandersetzung mit den neurobiologischen Grundbedürfnissen des Menschen geholfen zu verstehen, warum sich Mitarbeitende oft schwer tun mit Veränderungen. Und was es braucht, damit wir eine offene Haltung gegenüber Neuem entwickeln.
Der Mensch braucht nicht in erster Linie Wissen im Sinne von Status Quo, sondern Freude am Erwerben von Wissen. Die Lust und Freude am Lernen ist das einzig Wichtige. Mit dieser Haltung fokussieren wir in erster Linie auf die Chancen einer Herausforderung. Wir sehen Fehler auch nicht mehr als Niederlagen an, sondern als Lernfelder. „Try & Error“ in möglichst kurzen Intervallen mit entsprechender Reflexionsschlaufe ist die Basis für Ko-Kreation – die Zauberformel für die Gestaltung der Zukunft.
Jeder Mensch arbeitet – Arbeit im Sinne von tätig sein – grundsätzlich gerne. Tätig sein ist ein Urbedürfnis des Menschen. Wir sind bereit Höchstleistungen zu erbringen und dazuzulernen, sofern wir als Subjekt Mensch und nicht als Objekt wahrgenommen werden. Werden wir als Objekt behandelt, werden im Hirn dieselben Areale aktiviert wie bei Schmerzen. Gerald Hüther beschreibt das so: Wenn wir bemerken, dass andere uns zum Objekt ihrer Wünsche, Vorstellungen und Erwartungen machen, dann haben wir zwei Möglichkeiten. Wir machen den anderen ebenfalls zum Objekt, indem wir uns sagen: „Der ist nichts wert“. Oder wir bestätigen unsere Erfahrung, indem wir uns selbst zum Objekt machen, und uns sagen: „Ich bin nichts wert.“ Es geht nur noch um die eigene Zweckerfüllung, um Recht haben wollen, um Gewinner und Verlierer. Entwicklung und Ko-Kreation finden nicht mehr statt.
Wachstum und Entwicklung als Grundbedürfnisse
Zu den neurobiologischen Grundbedürfnissen des Menschen gehören unter anderem der Wunsch nach Verbundenheit, mich zugehörig fühlen und doch autonom zu sein. Autonomie im Sinne von Selbstwirksamkeit, d.h. ich kann Einfluss nehmen und habe einen Gestaltungsfreiraum. Unser Hirn ist für das kreative Lösen von Problemen optimiert. Deshalb brauchen wir stets neue andersartige Herausforderungen, damit unser Potenzial nicht verkümmert, sondern sich voll entfalten kann. Wachstum und Entwicklung sind entwicklungsgeschichtlich eine Kernkompetenz, ausser wir trainieren sie uns ab – denn unser Denken formt das Gehirn.
Um in Zukunft erfolgreich zu sein braucht es das volle Potenzial aller Mitarbeitenden. Leistung können wir einfordern, Potenzial nicht. Das Potenzial entfaltet sich dann, wenn wir in Organisationen Rahmenbedingungen schaffen für eine Zusammenarbeit von Subjekt zu Subjekt. Eine Mindful Organization! Wenn wir im Alltag Dankbarkeit, Wertschätzung und Freiraum erleben, fühlen wir uns wohl und bringen uns kreativ ein. Wenn unsere Bedürfnisse nach Verbundenheit, Wachstum und Selbstwirksamkeit jedoch nicht erfüllt werden, sind wir im Mangel. Dies äussert sich dann in Form von Neid, Geiz, Gier, Missgunst, usw.
Freude und Lust am Lernen fördern
Wer als Firma auch in Zukunft erfolgreich sein will, braucht Mitarbeitende, die mitdenken und mitgestalten wollen, dürfen und können. Mitarbeitende, die Freude und Lust am Lernen haben. Mitarbeitende, die sich am Sonntag Abend freuen, dass sie sich am Montag wieder einbringen dürfen. Wenn wir unserem Gegenüber als Subjekt begegnen, uns einlassen und einander auf Augenhöhe begegnen, dann können wir ko-kreativ sein. Einlassen geht nur über das Herz. Denn diese Kompetenzen können wir nicht kognitiv vermitteln, sondern nur über emotionale Erfahrungen erleben.
Deshalb meine Empfehlung an alle Führungskräfte, ladet ein, macht Mut und inspiriert eure Mitarbeitenden zur täglichen Freude am Lernen. Geniesst und teilt die gemachten Erfahrungen im Wissen um ihren Wert für eine erfolgreiche Zukunft.
Herzlich, eure Imelda